Dreifigurengruppe von Hilde Würtheim, zwei Männer und eine Frau, allesamt Portraits von lebenden Personen aus dem Umkreis der Künstlerin.
Das zweidimensionale Ölgemälde von Édouard Manet mit dem Titel „Frühstück im Grünen“ aus dem Jahr 1863 (208 x 264,5 cm) wurde von Hilde Würtheim in die dritte Dimension transferiert.
Das Skandalbild von Manet parodierte ein Gemälde Tizians, „Ländliches Konzert“ um 1509 und das verlorene Bild Raphaels „Das Urteil von Paris“, das nur noch als Kopie von Marcantonio Raimondi bekannt ist.
Der Skandal bestand weniger darin, dass nackte Frauen und bekleidete Männer zusammensitzen, sondern in der Malweise von Manet, die mit der klassischen Vielschicht-Malerei brach und Farbe nebeneinander auf die Leinwand brachte. Der Streit bezog sich vor allem auch auf die Kritik von Dominik Ingres, der den „Neuen“ Schmiererei vorwarf.
Hilde Würtheim schuf eine Dreier-Gruppe unter Weglassung der vierten Person – einer Frau im Hintergrund beim Waschen der Füße (bei Manet) – aus Keramik, die mit hoher Temperatur gebrannt wurden und somit wetterfest sind. Die Kolorierung wurde mit wetterfester Wandfarbe ausgeführt. Der Aufstellungsort im Park nimmt die Situation aus dem Gemälde von Manet auf, indem die Baumgruppe des Parks der Landschaftsillusion des Gemäldes sehr ähnelt.

Weiterführende Informationen

Edouard Manet: „Das Frühstück im Freien“

Manet wollte Bilder erfinden, die ganz im Sinne von Charles Baudelaire gestaltet sein sollten. Man solle sich der eigenen Gegenwart und der direkten Umwelt zuwenden und nicht verstaubte mythologische Inhalte bearbeiten. Der Maler soll durchaus klassische Malmittel dazu verwenden. Manet wurde zum Prototyp des modernen Malers im Sinne Baudelaires. Das Skandalbild, das 1863 im Salon des Refusés ausgestellt wurde, zeigt nicht ein Picknick im Wald, wie der Titel vermuten lässt, sondern beleuchtet die im Bois de Bologne verbreitete Prostitution, was jeder Pariser Bürger wusste. Aber diese wurde tabuisiert, darüber sprach niemand und bildwürdig war das auf gar keinen Fall. Genau darin bestand ein Teil des Skandals. Die Anklage des Künstlers an die Bourgeoise, die ihr ja auch die Anerkennung für sein neues Kunstverständnis verweigerte. Der andere Teil betrifft die Malweise, die als Schmierereien von Ingres abgekanzelt wurden. Manet schichtete die Farben nicht mehr, sondern setzte sie nebeneinander und benutzte eine scharfe Kontur, anstatt eines weichen Übergangs.

Bei genauer Betrachtung erkennt man, dass diese Szene nicht wirklich beobachtet wurde, sondern konstruiert ist. Deshalb ist es auch erklärlich, dass es Vorlagen für dieses Bild gibt. Also szenische Darstellungen aus der Kunst selbst und nicht aus der beobachteten Wirklichkeit. Aber dennoch eine bildnerische Bemerkung zu einer allbekannten Wirklichkeit. So vermischen sich kunsthistorische Vorlagen mit aktuellen Gegebenheiten aus der Zeit des Malers Manet.

Die Vorlage für Manet war einerseits das „ländliche Konzert“ von Giorgione, aus dem Jahr 1510, das durch die inhaltliche Ausrichtung auf ein Konzert auf die Harmonie der Szene hinwies und so eine völlig unbedenkliche und sehr kultivierte Darstellung war.

Das zweite Vorbild ist ein Stich nach Raffael von Marcantonio Raimondi (das Original von Raffael ist verloren), der als Nebenszene zum Urteil des Paris eine Nymphe und zwei Flussgötter zeigt, also ein klassisches Thema schlechthin. Beide Vorbilder kannte Manet. Das erste hängt im Louvre und vom zweiten besaß Manet einen Abzug, der in seinem Atelier hing.

Die Ausstellung im Salon des Refusés war nur durch ein Drehkreuz vom klassischen und akademischen Salon getrennt. Das Publikum ging vom erhabenen Salon hinüber in ein „Lachkabinett“, so die Einstellung vieler Besucher und der meisten Kritiker. Und es wurde auch lauthals gelacht. Manet litt unter dieser Verunglimpfung, denn er war kein Revolutionär wie Courbet, sondern er strebte nach offizieller Anerkennung. Trotz alledem blieb er den theoretischen Vorgaben Baudelaires treu.

Die Übertragung des zweidimensionalen Bildes von Manet in die dritte Dimension, also der Dimension in der wir uns bewegen, erfolgte durch die Künstlerin Hilde Würtheim aus Würzburg. Die dargestellten Figuren halten sich eng an die Vorlage, sind aber alle Portraits von Personen aus dem Umfeld der Künstlerin. Damit ist in der Darstellung die Zeitnähe fundiert. Die Platzierung im Park hat eine Stelle gesucht, die der Szene im Bild Manets entspricht. Deshalb wurde die Gruppe vor diese Baumidylle gestellt. Das Material ist Keramik und setzt sich damit ab von dem edlen Material Bronze. Die Zuordnung der Szene als alltäglich ist damit versucht. Sie hebt auch in keiner Weise mehr auf Prostitution ab, sondern auf die Natürlichkeit einer tabufreien Begegnung.